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24.8.2023
24. August 2023

Die Vorteile von „gangfertigem“ Fulfillment

Automatisierung kann dazu beitragen, die Prozesse zwischen Vertriebszentrum und Filiale zu rationalisieren. Dadurch wiederum können sich viele Vorteile auftun, die bei der Bewertung von Lagerlösungen normalerweise nicht berücksichtigt werden. In diesem zweiteiligen Blog werde ich Möglichkeiten für ein optimales Replenishment im Laden erörtern, die zahlreichen Vorteile hervorheben und auch darauf eingehen, wie Technologie helfen kann.

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In der heutigen schnelllebigen Welt des Einzelhandels sind Geschwindigkeit und Effizienz von größter Bedeutung. Um den ständig steigenden Anforderungen der Kunden gerecht zu werden und die eigenen Lieferketten zu optimieren, wenden sich Einzelhändler immer mehr der Automatisierung zu. Ob einfaches RF-Picking mit einem Einkaufswagen oder vollautomatisches Picking und Verpacken im Dunkeln: Unabhängig davon, wo sich Einzelhändler gerade auf dem Weg hin zur Automatisierung befinden, liegt der Fokus bei den Vorteilen und auch in der Argumentation meistens auf Platzeinsparungen, Fehlerreduzierungen und Effizienzverbesserungen innerhalb des Vertriebszentrums.  

Einzelhändler sollten jedoch einen ganzheitlicheren Blick auf ihre Lieferketten haben und auch die Auswirkungen auf den stationären Handel berücksichtigen. Betrachten Sie die Menschen, die Ihre Produkte in Empfang nehmen, einräumen und dann verkaufen, genauso als Ihre „Kunden“ wie die Personen, die die Waren letztlich kaufen. Denn diese Menschen spielen eine entscheidende Rolle im Hinblick auf das Generieren eines Großteils Ihres Umsatzes – wenn nicht sogar Ihres gesamten Umsatzes. Sie sind in beträchtlicher Anzahl vertreten und haben durch ihr Mitwirken an der Gestaltung des Einkaufserlebnisses einen großen Einfluss auf den Erfolg und den Ruf Ihres Unternehmens. Je mehr Sie mit Ihrer Lieferkette dazu beitragen können, die Pain Points dieser Mitarbeitenden zu reduzieren und ihre Effizienz bei der Absatzförderung zu erhöhen, desto mehr Zeit und Energie können sie in die Kundenbetreuung und die Umsatzgenerierung investieren.

In der Praxis kann dies auf viele Arten umgesetzt werden. Zwei Strategien sind dabei besonders wirksam:

  • Das Fulfillment der Nachfrage im Laden durch vorsortierte Aufträge, die als „gangfertige“ oder „filialfreundliche“ Kartons für das Replenishment im Laden bereitstehen
  • Das Verringern von Überbeständen im Laden durch Split-Case-Picking statt Verstand in kartonweisen Mengen

Diese beiden Änderungen können die Effizienz im Geschäft erheblich verbessern. Denn zum einen werden die Produkte vor der Einlagerung vorsortiert und zum anderen kommt nur eine reduzierte Menge in den Bestand.

In diesem ersten Artikel erkläre ich die zahlreichen Vorteile der Lieferung eines „filialfreundlichen“ Pakets an Einzelhandelsgeschäfte. Zudem ergründe ich, wie automatisierte Technologien wie AutoStore dies überhaupt erst ermöglichen bzw. auch verbessern können. Im bald folgenden zweiten Teil der Serie erkläre ich dann, warum Split-Case-Picking effektiver sein kann als eine Strategie, die auf Full-Case-Fulfillment basiert.

Was bedeutet „gangfertig“?

Wenn von „gangfertig“ oder „filialfreundlich“ die Rede ist, bedeutet das, dass die Produkte im Vertriebszentrum so ausgewählt und vorbereitet werden, dass sie bei Ankunft in der Filiale nahtlos und effizient verarbeitet werden können. Für die Lagerung und Konsolidierung von Artikeln im Lager gibt es zahlreiche Ansätze. Das Hauptziel besteht jedoch darin, die Artikel in einen einzigen Karton zu kommissionieren. Dadurch soll die Notwendigkeit einer späteren Bearbeitung in der Filiale verringert werden. Zu den Sortieroptionen gehört die Trennung von Produkten nach Produktkategorien, Planogrammen, Abteilungsnähe oder bestimmten Gängen. Auch eine Vielzahl anderer Kriterien ist denkbar.

Welche Herausforderungen gibt es bei der Gestaltung eines „filialfreundlichen“ Kartons?

Ob Batch Picking, Wave Picking oder Zone Picking: Unabhängig von der  Picking-Strategie im Vertriebszentrum kann es bei den traditionellen Methoden für Split-Case-Picking komplex und schwierig sein, die konkreten Artikel einem bestimmten Versandcontainer zuzuordnen. Oft werden Artikel, die später im selben Gang oder auf benachbarten Vorrichtungen landen, im Lager nicht in unmittelbarer Nähe gelagert. Auch das Picking erfolgt nicht unmittelbar nacheinander.

Typischerweise wird die Arbeit beim Picking in den einzelnen Wellen oder Schichten so aufgeteilt, dass Produkte aus verschiedenen „Zonen“ oder „Bereichen“ kommissioniert werden. Es ist zum Beispiel denkbar, dass sich ähnliche Artikel in verschiedenen Stockwerken befinden, aus unterschiedlichen Lagerorten wie Regalen oder Case-Flow-Bereichen kommissioniert werden oder durch große Entfernungen voneinander getrennt sind. Verschiedene Faktoren können dazu führen, dass dies ganz natürlich auftritt. Als Beispiele zu nennen sind hier unter anderem die physischen Produktabmessungen, eine unterschiedliche Nachfrage nach den Artikeln oder eine unterschiedliche Geschwindigkeit sowie unzureichende Slotting-Regeln und Wartungspraktiken.  

In der Praxis dient das der Effizienz und ist auch nicht per se schlecht. Es kann aber negative Folgen haben. Zum Beispiel können Filialen dadurch in einem Container einen Mix aus verschiedenen Artikeln erhalten. So entsteht ein Sammelsurium. Erfolgt das Picking dieser Artikel hingegen separat und werden sie nicht in einer Mindestzahl von Versandcontainern für die jeweilige Filiale zusammengeführt, kann dies zusätzlichen Raum auf Anhängern kosten. Zudem ist der Zeitaufwand für das Handling durch Lagerpersonal und Mitarbeitende in der Filiale möglicherweise größer.

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Welche Nachteile hat es, wenn die Sortierung im Geschäft erfolgt?

Wenn im Vertriebszentrum keine Sortierung erfolgt, nehmen die Mitarbeitenden im Geschäft gemischte Sendungen in Empfang. Diese bringen sie zunächst in einen Vorsortierbereich, z. B. einen speziellen Wareneingang oder einen Lagerraum. Wenn Geschäfte nur wenig Platz bieten, muss manchmal auch direkt in den Gängen sortiert werden. Das kann unansehnlich sein und das Kundenerlebnis beeinträchtigen. Auf der Verkaufsfläche werden die Kartons geöffnet und die Produkte auf einen Wagen oder ein anderes Gerät mit mehreren Fächern oder Behältern sortiert. Dieses Verfahren stellt sicher, dass benachbarte oder ähnliche Artikel zusammengebracht werden, bevor sie im Laden ausgestellt werden. Zum Schluss werden alle Produkte noch einmal in die Hand genommen: Sie werden gemäß dem entsprechenden Planogramm oder Inventar platziert. So wird sichergestellt, dass Artikel für die Kunden im Laden geordnet und übersichtlich sortiert sind.

Dieser zweistufige Sortierprozess erfordert einen hohen manuellen Aufwand. Zudem müssen die Mitarbeitenden das Layout und die Produktanordnung genau kennen. Denn nur so kann eine genaue und angemessene Platzierung gewährleistet werden. Gut geschulte und erfahrene Mitarbeitende benötigen pro Artikel vielleicht nur drei bis fünf Sekunden für das Sortieren. Bei neueren Mitarbeiten kann es unter Umständen jedoch deutlich länger dauern. Schließlich müssen sie sich mit dem Layout des Geschäfts und mit der Produktanordnung vertraut machen.

Wie hoch sind die Kosten dafür, dass Artikel zweimal in die Hand genommen werden müssen?

Wie schon gesagt unterscheidet sich der zeitliche Aufwand zwischen erfahrenen und neuen Mitarbeitenden. Dieser Unterschied mag zwar unbedeutend erscheinen, kann aber sehr kostspielig sein. Wenn eine Filiale durchschnittlich 3.000 Artikel pro Woche erhält, kommen im Laufe eines Jahres 173 zusätzliche Stunden für das Sortieren in dieser Filiale zusammen. Bei einer Einzelhandelskette mit über 1.000 Filialen und einem Durchschnittslohn von 15 Dollar pro Stunde könnte dies zu jährlichen Arbeitskosten von über 2,6 Millionen Dollar führen.

Dieses hypothetische Beispiel verdeutlicht die potenziellen Auswirkungen betrieblicher Ineffizienzen in größerem Maßstab. Das unterstreicht, wie wichtig es ist, die Sortierprozesse zu optimieren und die Bearbeitungszeit zu minimieren, um die Arbeitskosten insgesamt zu senken

Wie stark sollte im Lager vorsortiert werden?

Bei einem „filialfreundlichen“ Prozess mit Vorsortierung können die Produkte in so enge oder so breite Kategorien wie gewünscht eingeteilt werden. Auf der kleinsten Ebene können Sie alle Produkte, die für eine bestimmte Vorrichtung im Laden bestimmt sind, in einem Versandkarton zusammenfassen. Auch wenn dies auf den ersten Blick ideal zu sein scheint, hat es auch Nachteile. Dazu gehören beispielsweise ein höherer Arbeitsaufwand beim Picking, höhere Materialkosten (Karton, Klebeband usw.) und nicht voll genutzte Versandbehälter. Ziel ist es, die richtige Balance zu finden zwischen möglichst wenig ungenutztem Raum in Versandkartons auf der einen Seite und einer ausreichenden Organisation der Produkte auf der anderen Seite. Denn nur dann lohnt es sich aus Sicht der Warenempfänger und Regalbefüller im Geschäft. Der ideale Punkt liegt in der Regel bei einer Aufteilung in Gang- oder Produktkategorien. Er ist aber auch abhängig von der Größe des Unternehmens, der Anzahl der Artikel und Produktkategorien sowie der Replenishment-Frequenz in den Filialen.

Wie können Sie Automatisierungstechnik nutzen, um die Abläufe im Lager „filialfreundlich“ zu gestalten?

Mithilfe der Technologie in automatischen Lagern können Sie viele der Hindernisse bei der Schaffung eines „gangfreundlichen“ Betriebs aus dem Weg räumen, indem ähnliche Artikel in denselben Versandkarton vorsortiert werden. Ein robotergestütztes Goods-to-Person-System (GTP) wie das automatische Lagersystem von AutoStore eliminiert Laufwege für Picking-Mitarbeitende und konsolidiert die Artikel bei der Lagerung in einem würfelförmigen Grid. Dadurch ist der Bestand jederzeit leicht zugänglich. Die Digitalisierung ist ein weiteres Schlüsselelement bei der Schaffung eines automatisierten, „gangfreundlichen“ Systems im Vertriebszentrum. Ein Lagerverwaltungssystem (WMS) oder Warehouse Execution System (WES) nimmt Ihnen die Arbeit ab: Es legt genau fest, welche Artikel in die einzelnen Versandbehälter gelangen. Auf diese Weise können alle stückweise kommissionierten Produkte genau sequenziert und auf jede erdenkliche Weise kartoniert werden. So können Produkte, die sonst verschiedenen Zonen oder Bereichen zugeordnet worden wären, nacheinander kommissioniert und zusammen in einem Ausgangskarton versandt werden.

Finanzielle Gründe für die Automatisierung

Wenn Sie über geschäftliche Szenarien für die Automatisierung Ihrer Lager- und Fulfillment-Abläufe nachdenken, kann es schnell passieren, dass Sie gewissermaßen in „Silos“ denken und nicht das Gesamtbild berücksichtigen. Vergessen Sie nicht: Sie sollten sowohl die Käufer Ihrer Produkte als auch die Personen, die genau diese Produkte verkaufen, als Ihre „Kunden“ betrachten.  

Wenn Sie ein umfassendes Modell erstellen, um die Notwendigkeit der Automatisierung zu begründen, sollten Sie eine ganzheitliche Sichtweise einnehmen und alle Vorteile (und Nachteile) aller in Betracht gezogenen potenziellen Lösungen verstehen. Im Gesamtmodell müssen Vorteile wie die Verringerung des Personalbedarfs in den Filialen zusammen mit allen anderen Vorteilen, die innerhalb der Lieferkette erzielt werden, berücksichtigt werden. Blickt man auf eine einzelne Filiale, können manche Vorteile gering erscheinen. Doch betrachtet man die Gesamtfläche und die Gesamtzahl des Personals, können diese relativ kleinen Vorteile in der Summe über die gesamte Einzelhandelskette hinweg doch stark zum Tragen kommen. Die Vorteile für die Filiale in Verbindung mit den Vorteilen innerhalb des Vertriebszentrums-Netzwerks tragen dazu bei, die anfänglichen Kosten der Automatisierung auszugleichen, kontinuierliche Vorteile zu erzielen und den Business Case für die Automatisierung Ihrer Fulfillment-Prozesse zu stärken.

Zusammenfassung

Durch die Schaffung von „gangfreundlichen“ Lieferkettenprozessen zwischen Vertriebszentrum und Filiale wird der Prozess des Auffüllens und Nachfüllens der Regale schneller und effizienter. Anstatt wertvolle Zeit mit dem Sortieren und Organisieren von Produkten zu verbringen, können sich die Mitarbeitenden darauf konzentrieren, Regale schnell wieder aufzufüllen und Kunden zu bedienen. Dies führt zu einem verbesserten Kundenservice, kürzeren Wartezeiten und insgesamt zu einem angenehmeren Einkaufserlebnis.

Außerdem können Sie so mehr Produkte verkaufen. Die Geschäfte scheuen manchmal davor zurück, den Replenishment-Prozess zu beschleunigen. Das liegt daran, dass das Sortieren der eingehenden Sendungen mit Mehraufwand sowie zusätzlichen Ressourcen und mehr Zeit einhergeht. Wenn es jedoch einfacher wird, die Waren auf die Verkaufsfläche zu bringen, erhöht sich logischerweise das Gewinnpotenzial. Schließlich lässt sich ein ungeordneter Bestand auf der Rampe oder im Bereitstellungsbereich im Hinterzimmer nicht verkaufen – weder vor Ort im Laden noch online über ein System zum Online-Kauf mit anschließender Abholung im Geschäft.

Ohne die richtigen Werkzeuge kann die Einführung einer „gangfreundlichen“ Management-Philosophie eine Herausforderung sein. Doch mit der richtigen Planung und mithilfe von Investitionen in Automatisierung wird es deutlich einfacher.

„[Diese Mitarbeitenden] sind in beträchtlicher Anzahl vertreten und haben durch ihr Mitwirken an der Gestaltung des Einkaufserlebnisses einen großen Einfluss auf den Erfolg und den Ruf Ihres Unternehmens. Je mehr Sie mit Ihrer Lieferkette dazu beitragen können, die Pain Points dieser Mitarbeitenden zu reduzieren und ihre Effizienz bei der Absatzförderung zu erhöhen, desto mehr Zeit und Energie können sie in die Kundenbetreuung und die Umsatzgenerierung investieren.“

David Jeziorski
Business Development Manager bei AutoStore in Nordamerika

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